Schützengilde 1377 Korbach
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Schießhagen

Nach der Vereinigung von Alt- und Neustadt (1377) erhielt Korbach einen doppelten Stadtmauerring. Die Innenmauer wurde von einem Wehrgang aus verteidigt, die Aussenmauer durch noch vorhandene Schießscharten. Zwischen den Mauern, im eingehegten Bereich des "Hagens", befanden sich Wälle und Gräben, die eingeebnet wurden. Stadtmauern und einige Mauertürme blieben teilweise erhalten.

Dies ist der Ort, an dem die Mitglieder der Schützengilde mit Ihren Gästen das Freischießen und das Vogelschießen feiern. Dann verwandelt sich der historische Platz in eine festliche Meile. Früher übten hier die Verteidiger der Stadt das Schießen – daher stammt der Name.

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Enser Tor

Es war in Korbach neben dem Dalwigker, Lengefelder, Berndorfer und dem Tränketor eine der Kontrollstationen der mittelalterlichen Stadt. Im 19. Jahrhundert begann die Stadt damit, die Tore abzureißen. Der Kaufmann Friedrich Wilhelm Müller erwarb die Reste und bewahrte das heute noch existierende Enser „Türmchen“ samt Terrasse vor seinem Ende. Die Gilde hat sich dem denkmalgeschützten Rest angenommen. Vor allem die Männerkompanie um Bauleiter Jürgen Weige engagierte sich beim Wiederaufbau. Weil eine verlässliche Vorlage für das Aussehen des abgerissenen Tores fehlte, gab die Landesdenkmalpflege einen sichtbaren Kontrast zwischen Alt und Neu vor.

Ein wichtiger Termin im Kalender war der 16. September 2011: An diesem Tag feierten die Mitglieder der Schützengilde Richtfest am Tor. Inzwischen ist es fertiggestellt und kann während des Freischießens besichtigt werden.

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Vom Stein- zum Gildehaus

Auch nach über 600 Jahren ragt das gotische Steinhaus in der Violinenstraße noch immer stolz empor. Das Haus wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und ist ein Kleinod unserer schönen alten Stadt. Das Haus diente im Mittelalter als Präventivmaßnahme vor eventuellen Feuersbrünsten, denen bei der damaligen dichten Bebauungsweise nichts entgegengesetzt werden konnte.

Das Haus diente früher im oberen Bereich Lagerzwecken. Der im Erdgeschoss erhaltene friesische Kamin und weitere Merkmale weisen auf wohnliche Nutzung hin. Eine Besonderheit sind die sechsgeschossige Bauweise und die markanten Treppengiebel. Als weitere bauliche Rarität ist eine in die südöstliche Außenwandung eingebaute Treppe zu betrachten, die das Kellergeschoss mit dem Erdgeschoss verbindet. Auskragende Mauersteine auf der Giebelseite zur Violinenstraße deuten auf ein Brückengeschoss zu einem Nebengebäude in Richtung Stadtmauer hin.

Als Besitzer des Hauses werden zunächst die Grafen von Waldeck genannt. 1989 wurde das Interesse der Schützengilde ausgesprochen, dieses als Gildehaus nutzen zu können. Die städtischen Gremien stimmten diesem Anliegen zu. 2001 wurde ein Nutzungsvertrag zwischen der Stadt Korbach und der Schützengilde geschlossen.

Darin verpflichtete sich die Schützengilde, bei der Haussanierung eine Eigenleistung in Höhe von 40.000 Euro beizusteuern, die weit übertroffen wurde. Viele fleißige Hände und Spezialisten aus den Reihen der Schützengilde und der Stadt wurden tätig. So kann das Gebäude heute als Vereinssitz dienen, der sich für Trauungen über die Stadt mieten lässt und beim Freischießen im Juni und beim Altstadtkulturfest im Juli wieder seine Pforten öffnen wird.

Die Schützengilde und die Stadt Korbach bauten das gotische Steinhaus in der Violinenstraße für eine gemeinsame Nutzung aus. Am Samstag, 21. Mai 2005, stellte die Korbacher Schützengilde ihr neues Domizil der Öffentlichkeit in einer feierlichen Übernahme vor.

Alle Formationen der Schützengilde mit ihren über 1.000 Mitgliedern haben ihr festes Terrain: Im Obergeschoss sind die Kanoniere von St. Barbara und die historische Gruppe St. Regina. Darunter setzen Burschenkompanie, Pioniere und Nachtwächter ihre Zeichen. Im ersten Stock sind Gildevorstand, Männerjäger und die Frauenkompanie zu Hause. Der Raum im Untergeschoss steht auch der Stadt für Veranstaltungen zur Verfügung und im Gewölbekeller enden häufig die Führungen der Pulwerköppe.

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Tylenturm

Der Tylenturm an der Kreuzung zwischen den Straßen „Im Sack“ und „Am Tylenturm“ ist das wahrscheinlich älteste Baudenkmal Korbachs und damit auch älter als die Kiliankirche und die Nikoleikirche. Er stammt als Teil der Neustadtwehrmauer aus dem 13. Jahrhundert. Seinen Namen verdankt er der Familie von Tylen aus der Nähe von Brilon in Nordrheinwestfalen, die in Korbach einen Burgsitz besaß und in Korbach bis Anfang des 16. Jahrhunderts ansässig war, zu dem dieser Turm wahrscheinlich zählte.

1732 stellte die fürstliche Regierung den Antrag bei der Stadt, aus dem Tylenturm ein Gefängnis zu machen, was der Bürgermeister und der Rat ablehnten, da der Turm eine Zierde für Korbach sei und der Keller als Verlies durch seine Tiefe ungeeignet sei. Nach langen Verhandlungen entschied man, dass nur zum Tode verurteilte bis zu ihrer Hinrichtung in das Verlies in den Tiefen des Tylenturms gesperrt wurden.

Hier unten entstanden auch die „Spitzbubendichtungen“ des zum Tode verurteilten Johannes Mohr, der auf seine letzten Tage als verurteilter Dieb und Betrüger auf diese Weise seine Zeit nutzte.

"Es gingen unser drey nach Corbach hinein.
Wir gingen auch ein wenig um Bier und Brandwein.
Wir gingen auch ein wenig auf dem Marckt herum,
biß wir ein Diebstahl antreffen konnten thun." [6]

"Die führt man mich an einem Seil zum Tylenturm hinein
und stellt mir beide Leitern drein.
Wie ich nun in den tiefen Turm hinein kam
mit Schreien und Weinen sah ich die Tiefe und die Mauern an.
Da legt ich mich in ein wenig Stroh hinein.
Vor Frost und Kälte mußt ein wenig Stroh das Überbette sein.
Wann ich ein wenig essen und trinken wollt,
mit einem Seil wurd mir's geholt." [7]

"Wie hat Johannes Mor die Zeit rum gebracht?
Mit Beten und Singen die Zeit rum bracht ...
Des Mittags um elff Uhr herum,
da brachte Ricus ein Groschenliebgen Brod.
Und auch ein Krügelchen mit Waßer dabey,
das ließ er ihm am Seil hinein. ...
Ach Gott! Ach Gott! Was soll dass seyn?
Es muß ja zu Corbach schlimme seyn,
so schlimme muß es seyn. ...
Wer hat sich denn das Liedgen erdacht?
Das hat Johannes Mor im Tylenthurm gemacht.
Im Tylenthurm hat er's gemacht;
A Dieu Corbach, zu tausend gute Nacht."

(zitiert nach Hans Osterhold in „Meine Stadt-Korbacher Bauten erzählen Stadtgeschichte)

Der gewaltige Wehrturm der Stadt bekam in den 90er-Jahren eine neue Haube und einen überwindbaren Zugang. Heute dient der Turm bei Stadtführungen oder bei privatem Interesse als fester Anziehungspunkt und bietet einen famosen Blick über die Altstadt und die anderen Gebiete.