Nach langjähriger Pause richtete die Schützengilde 1377 Korbach 2023 wieder ihr traditionelles Freischießen aus. Zum ersten mal in dem neu angelegten Schießhagen. Von Donnerstag, an dem der Zapfenstreich den scheidenden König mit seiner Königin verabschiedete, bis Montag, an dem die Formationen sich vorstellten, gab es allerhand zu erleben. Partys mit verschiedenen Bands, Festzüge und natürlich der eigentliche Sinn des Freischießens: Das ermitteln eines neuen Königs. Hier wurden der Schützenkönig und der Kinderschützenkönig sowie die Kinderschützenkönigin ausgeschossen. Einen neuen Burschenkönig gab es in diesem Jahr leider nicht zu verkünden. Bleibt zu hoffen, dass sich im Jubiläumsjahr 2027 wieder ein Burschenkönig ermitteln lässt.
Mit dem Aufblühen der deutschen Städte und des in Zünften vereinigten Bürgertums im Mittelalter, entstand zu deren Schutz auch in Korbach eine Schützengilde. Ihre Gründung wird spätestens für das Jahr 1377 angenommen, als die Bürgerschaft die Vereinigung von Alt- und Neustadt mit politischen Veränderungen erzwingen konnte. Eine frühere Existenz der Schützengilde ist aber denkbar, denn bereits 1357 stiftete ein Korbacher Bürger für die Kilianskirche einen Altar, der den Heiligen Fabian und Sebastian, der Schutzpatronen der Schützengesellschaften, geweiht war. In früheren Aufzeichnungen einer nachbarlichen Schützengesellschaft ist von einer Korbacher Sebastianus-Schützenbruderschaft die Rede.
Auf das hohe Alter der Korbacher Schützengilde weisen insbesondere die auf dem Hauptschild befindlichen Vollgussfiguren hin. Die Sankt Barbara wird von Experten in die Zeit von 1370 datiert und die anderen Figuren sind um 14. bis Ende 15. Jahrhundert entstanden.
Die Ausbildung an der Waffe gehörte zu den Aufgaben der Schützengilde. Die damaligen unruhigen Zeiten führten zur weiteren Befestigung der Stadt. Der Wollweberturm, an der nordwestlichen Flanke gelegen, gehörte zum Beispiel zum Verteidigungsabschnitt der Wollweberzunft. Die städtische Geschichtsschreibung berichtet von vielen Auseinandersetzungen in jener Zeit. In einer Fehde mit der Stadt Büren, wurden nach siegreichem Kampf im Jahre 1378 über 200 Gefangene eingebracht. Um 1400 erstürmten die Korbacher den Ort und die Burg Scharfenberg bei Brilon. Besonders der 20. Juni 1413 ist zu vermerken. An diesem Tag fiel der Ritter Friedrich von Padberg mit siebenhundert Bewaffneten, darunter 200 Ritter des Benglerbundes, in die Korbacher Feldmark ein und raubte das Weidevieh. Doch auch diese Situation wurde von der Korbacher Bürgerschaft siegreich ausgefochten und der Frieden erzwungen.
In Ermangelung ausreichender eigener militärischer Kräfte, hatten die gräflichen Landesherren stets großes Interesse an starken Partnern. Deshalb wurde von ihnen das Schützenwesen gefördert, was auch durch die Stiftung repräsentativer Kleinodien zum Ausdruck kam. Bei regelmäßigen Waffenschauen (Manövern) wurde die militärische Kraft geprüft und anschließend tüchtig gefeiert.
Die Umstrukturierung und Modernisierung des allgemeinen Heerwesens im 16. und 17. Jahrhunderts machte die Aufgaben der Schützengilde dann nach und nach überflüssig.