Schützengilde 1377 Korbach
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Die Pioniere

Die Gruppe wurde im Jahre 1997 im Gasthaus "Zur Krone" aus den Reihen der Burschen neu belebt. Sie hat seitdem regen Zulauf erhalten. Gemeinsam hat die Kompanie neue Ideen verwirklicht und Aktivitäten ins Leben gerufen: Der "Tanz in den Mai" ist wohl die Bekannteste, auch wenn sie seit 2022 nicht mehr stattfindet

Schnadezug

Schnadezug

Zum Schnadezug wird der Weg zuvor von den Pionieren vorbereitet. Während des Ganges stellen sie die Protokolle für den Schnadekundigen zusammen und stutzen gewillte Gäste

Der Kampfanzug

Der Kampfanzug

Auf Festzügen laufen die Pioniere nicht im Grünzeug, sondern in ihrer Kampfuniform, bestehend aus weißem Hemd, schwarzer Weste und Lederhose.

Warten

Warten

Vor dem Festzug wird auf die Aufstellung gewartet und sich die eine oder andere Geschichte erzählt

Pioniere geschichtlich

Die Formation, die traditionell an der Spitze der Festzüge marschiert, um eventuelle Barrikaden und Straßensperren aus dem Weg zu räumen, hat sich für leichte und bequeme Uniformen entschieden. Bei formellen Anlässen – auch im Hochsommer – werden schon mal die grünen Schützenjacken aus den Schränken geholt, das gehört eben dazu. Das Alter liegt zwischen 36 und moderaten 59.

Ansprechpartner: Hauptmann Ralf Lindemann

Der Begriff der Pioniere lässt sich bis in das Altertum zurückverfolgen. Die Pioniere bekleideten bereits bei den Römern zur Zeit Kaiser Augustus die Funktionen der Schmiede, Waffenschmiede, Schlosser, Schreiner, Zimmermänner, Tischler, Stellmacher, Vermessungstechniker, Zeltmacher, Sattler, Schuster, Töpfer, Ziegler usw. Sie bauten Straßen, Brücken, Wasserleitungen, reparierten Waffen und Geräte und versorgten die Truppe mit Eß- und Trinkgeschirr.

Im Jahre 9 n. Chr. werden sie als Bestandteil der römischen Legionen in der Varusschlacht im Teutoburger Wald in frühen Berichten erwähnt. Das primäre Gerät dieser Abteilung war die Axt, sie wird auch in heutiger Zeit bei Umzügen getragen.

Der Korbacher Geschichtsforscher Ludwig Curtze beschreibt einen Festzug des Freischiessens um 1840 und erwähnt dabei die Sappeure. Da diese Gruppe in früheren Jahrhunderten nie erwähnt wurde, ist ihre Entstehung in der Zeit nach den Freiheitskriegen – also nach 1815 – zu vermuten. Sappeure gab es in den Armeen Napoleons. Der Begriff stammt von den Sappen, befestigten Stellungen. Ferner waren sie zuständig für den Lager- und Biwakbau, dem Fällen von Bäumen, Beseitigung von Hindernissen, Errichten von Schanzpfählen. Zusammenfassend: ,,sie machten den Weg frei” für die nachfolgende Infanterie.

Die nächste Erwähnung stammt aus dem Waldeckischen Anzeiger von 1879, der einen Bericht über das Korbacher Freischiessen bringt und dabei auch die Sappeurkompanie unter der Führung ihres Hauptmanns, des Schreinermeisters Ludwig Trummel, erwähnt. Auf einem Foto von 1888 ist die Gruppe erstmals abgebildet. Statt der Bärenfellmützen tragen die Männer mit den Schurzfellen jetzt einen Zylinder.

Im Jahre 1891 war Zimmermeister Friedrich Bangert der Hauptmann der Pioniere, wie die Sappeure jetzt genannt werden. Er und der Maurermeister Illian wurden 1894 beauftragt, ein Pionierbataillon aufzustellen. Schurzfelle sollten bei den Sattlern Nord und Jutzi geliehen werden. Hierzu ist es aber nie gekommen. Die Pionierkompanie ist immer recht klein geblieben. Sie hat die Aufgabe, die Straßenbarrikaden fortzuräumen, die aus Spaß früher oft errichtet wurden. Dabei wurden manchmal “Sprengungen” mit Knallkörpern vorgenommen. Eine solche Unterbrechung des anstrengenden Festzuges gab dann Gelegenheit, schnell aus der nächsten Gastwirtschaft ein Horn Bier oder ein paar Schoppen zu holen.

Von 1909 bis 1927 war der Maurer Wilhelm Renner Hauptmann. Sein Nachfolger, der Zimmermeister Karl Kuhnhenn, stiftete ihm einen runden Silberschild, auf dem er hoch zu Pferde als Pionierhauptmann zu sehen ist. Er trägt den Zweimasterhut, den früher alle Offiziere beim Freischiessen trugen und dazu Epauletten mit Fransen. Das Pferd war mit einem Laubkranz um den Hals geschmückt.

Seit der Wiederbelebung der Formation im Februar 1996 wurden die Uniformen überarbeitet. Die alten Bärenfellmützen und Lederschürzen wurden abgelegt und durch neue bequemere Ausstattungen ersetzt. Bei sehr festlichen und formellen Anlässen tritt die Formation in Gala auf, d.h. grüne Uniformjacke zu schwarzer Hose und weißem Hemd mit Krawatte. Neu ist die sogenannte Kampfuniform: sie ist leger gehalten, besteht aus einem kurzärmeligen weißen Hemd, einer Weste und knielanger Hose zu langen Strümpfen. Damit wurde den Wünschen der Mitglieder entsprochen, die an warmen sommerlichen Festumzügen in der üblichen, langen grünen Jacke oft genug ins Schwitzen kamen. Die praktische Kampfuniform entspricht dem Äußeren von Zimmerleuten. Diese Handwerksgruppe war in der Vergangenheit tatsächlicher Bestandteil der Pioniere.

Gelegenheiten zu gemeinsamen Unternehmungen gibt es in regelmäßigen Abständen. Alljährlich wird der Pionier des Jahres ermittelt. Der Wettbewerb zum Erringen des begehrten Titels gestaltet sich jedes Jahr in neuen Varianten. Traditioneller Bestandteil ist aber immer der Wurf mit Äxten auf unbewegliche Ziele.

Das herausragende Fest der Pioniere ist der Schnadezug, der ebenfalls im Dreijahresrhythmus stattfindet. Dabei wird die Korbacher Grenze abgeschritten, aber immer nur ein Teil der Gesamtstrecke. So dauert es fünfzehn Jahre, bis die komplette Schnade umrundet ist. Die Pioniere haben hierbei die feste Aufgabe, die jeweilige Strecke im Vorfeld begehbar zu machen, zugewachsene Wege von Geäst oder hüfthohem Gras zu befreien. Brücken müssen über Bachläufe errichtet und Biwakplätze angelegt werden. Das Wichtigste ist aber das Auffinden und Freilegen der zum Teil sehr alten Grenzsteine, die im Laufe der Zeit durch Ackerpflüge und Erosion ihren Platz eingebüßt haben. Neue Grenzsteine, die von Bürgern Korbachs oder angrenzenden Gemeinden gestiftet werden, müssen ebenfalls einige Tage vorher mit einem festen Fundament versehen und gesetzt werden.

Beim eigentlichen Schnadezug, der für alle interessierten, wanderfreudigen Teilnehmer mit Familien zugänglich ist, hat die Kompanie eine weitere Aufgabe. Jeder Halt an einem Grenzstein wird zu einem Ereignis. Freiwillige können sich hier mit dem Spruch “Der Stein, die Grenze, in Ewigkeit” stutzen lassen. Sie werden dabei von vier kräftigen Pionieren gepackt und fest mit dem Hinterteil auf den Stein gestoßen. Die Namen und die Orte dieses Geschehens werden für die Nachwelt festgehalten. Üblich ist dabei die Entrichtung eines Obolus und das Einnehmen eines hochprozentigen Rachenputzers.

Internet: www.pioniere1377.de