Schützengilde 1377 Korbach
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Vogelschießen

Vogelschießen Aktuell

Achim Trost heißt der aktuelle Vogelkönig in Korbach. Am Samstag, den 25.08.2018 „erlegte“ er den hölzernen Adler im Schießhagen. Das 54. Vogelschießen war zuvor mit dem Festzug durch die Altstadt eröffnet worden. Dabei waren die Burschenkompanie und sämtliche Formationen der Schützengilde sowie Schützenkönig, Burschenkönig und der noch amtierende Vogelkönig Stefan Sude. Zwischendrin wurde der neue Vogel abgeholt und vor dem Rathaus festlich geschmückt.

Der 1. Jäger der Burschenkompanie, Robin Schleicher, kommandierte den Festzug und begrüßte die Formationen und die Gäste. Mit einem dreifachen „Horrido“ ging es dann auf die weitere Strecke.
Am Nachmittag gab es parallel das Schießen für die Kinder und Erwachsenen. Die Kinder mussten mit der Armbrust zunächst die Insignien abschießen und dann den Vogel ins Herz treffen. Erwartungsgemäß fiel er bei ihnen vor dem der Erwachsenen.

Neuer Kinderkönig wurde der elfjährige Jan Marvin Paulick. Bei den Erwachsenen gab der scheidende Vogelkönig traditionell den ersten Schuss ab. Dann wurden die Insignien geschossen. Den Reichsapfel holte Ernst Schäfer junior, das Zepter Timo Schwarz und die Krone Ingo Frese. Das Schießen folgte erstmalig anderen Modalitäten: Geschossen wurde mit Kleinkalibergewehren aus einer kürzeren Distanz auf die Stange, auf dem der Vogel saß. Je brüchiger die Stange wurde und je mehr der Vogel ins Zittern geriet, umso spannender wurde es.

Um 17.32 Uhr fiel der Vogel, „erlegt“ vom 111. Teilnehmer Achim Trost, der zum neuen Vogelkönig proklamiert wurde. Trost ist Korbacher und seit 18 Jahren bei den Schützen: „Ich fand den Vogel wunderschön und dachte, den möchte ich gern haben“, sagt er. Trost ist verheiratet und hat vier Kinder. Nach dem Partyabend mit den „Spaßrebellen“ am Samstagabend ging es am Sonntag los mit dem Festgottesdienst auf der Freilichtbühne. Frühschoppen und Ehrungen folgten, dann marschierte ein Festzug mit dem neuem Vogelkönig durch die Stadt. Ein Gildefest mit Armbrustschießen, Mittelalterlager, Musik und mehr folgte.

  
  
  
  
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Das Vogelschießen geschichtlich

 

Der Brauch des Vogelschießens ist uralt. Ursprünglich geht er auf einen germanischen Mythos zurück. Damals schossen die Vorväter bei einer alljährlichen altgermanischen Frühlingsfeier auf einen an einer Stange befestigten Vogel. Er stellte den unheilvollen Höllenvogel - den Hahn „Windofnir” - dar, der bereits in der Edda-Sage erwähnt wird. Indem man ihn erlegte, so der Glaube, verbannte man das Böse aus der Welt, um den Menschen zum Frühlingsanfang das Lichte, Gute, zu bescheren. Auch in der Zeit des Mittelalters hielt man sich an diesen Brauch, um den verhassten Unheilbringern - Dunkel, Tod und Verderben - den Garaus zu machen. Damals war der Schuss auf den Vogel im gesamten deutschsprachigen Raum weit verbreitet. Meist benutzte man dabei einen farbenprächtigen Papagei als Zielscheibe, den man zu jener Zeit „Papagoy” nannte.

Die Burschenkompanie hat das Vogelschießen im 19. Jahrhundert wieder eingeführt. Die Korbacher Schützengilde sucht seitdem immer wieder einen neuen Vogelkönig. Jeder Korbacher darf in den Wettstreit eintreten. Jedes Mal schicken die Formationen der Gilde, von den Pionieren bis zu den Majoretten, Mann und Maus ins Feld, um als Sieger vom Platz zu gehen. Aber auch die „zivilen“ Korbacher sind eingeladen, sich am Fest und dem Schießen zu beteiligen. Das Gewehr befindet sich auf einem Standfuß, die Schießpulverexperten der St. Barbara überwachen den Ablauf. Für Sicherheit ist also gesorgt. Drei Schuss hat jeder Teilnehmer zur Verfügung. Neben dem Schießstand sucht der Nachwuchs den Nachfolger beim Kindervogelkönig. Mit zwei Festzügen durch die Altstadt wollen die Schützen am Samstag und Sonntag noch einmal die Werbetrommel rühren und den Holzvogel der Öffentlichkeit präsentieren. Der erste schlängelt sich am Samstag um 18 Uhr, der zweite dann am Sonntag um 13 Uhr durch die Straßen. Start ist am alten Finanzamt, abgeholt wird der Vogel am Gasthaus „Zur Krone“. Von hier geht es die Stechbahn entlang in die Klosterstraße, in die Fußgängerzone, über die Kirchstraße und den Ascher wieder in die Stechbahn bis zum Enser Tor. Die Mitglieder der Schützengilde hoffen darauf, dass die Hausbewohner entlang des Festzuges auch in diesem Jahr wieder ihre Gebäude festlich schmücken und sich rege am kleinen Volksfest beteiligen. Livemusik und Gottesdienst Am Samstag startet gegen 19 Uhr die Livemusik im Festzelt am Schießhagen. Am Sonntag geht es um 10 Uhr mit einem Gottesdienst auf der Freilichtbühne weiter. Nach Frühschoppen und Essen können alle Anwesenden auf den Vogel zielen. Auf die Proklamation (ab 17 Uhr) folgt eine ausgelassene Feier für die „Neuen“. Der Eintritt ist bei allen Programmpunkten frei. Ohne Entgelt haben die Handwerker Markus Becker, Michael Metz, Jürgen Schulze und Harald Best dafür gesorgt, dass die beiden Vögel in voller Pracht erstrahlen. Uralte Schablonen dienen dabei als historische Vorlage.

Das Vogelschießen
Ein uralter Brauch ist das Schießen auf den hölzernen Vogel, der auf einer hohen Stange befestigt wird. Erst mit dem Gebrauch der Armbrust und der Feuerwaffen kam das Scheibenschießen auf. Zum Vogelschießen gehört außer der Schießfertigkeit auch eine gute Portion Glück. Ein guter Treffer holt den Vogel noch nicht von der Stange. Er muß erst ordentlich „Federn gelassen haben, bis er herunterfällt. Von dem glücklichen Schützen, der das geschafft hat, sagt man „er hat den Vogel abgeschossen, und diese Redewendung ist ja auch zum „geflügelten Wort“ geworden, In vielen Schützengesellschaften wird auch heute noch der König durch ein Vogelschießen ermittelt.
Auch in Korbach war das einmal so. Der Flurname „Auf der Vogelstange“ beweist, daß früher auf diesem Teil der Hauer das Vogelschießen stattgefunden hat. Nach 1565 wurde das Übungs- und Festgelände in den Schießhagen verlegt, wo für ein Vogelschießen kein Platz mehr war.
Als 1ß40 die Burschen der Korbacher Schützengesellschaft eine eigene Kompanie gründeten, führten sie auch das Vogelschießen wieder ein und veranstalteten es außer halb der Stadt in der Marke. Dort, wo einst auf den „Schülerplätzen“ das Schulfest gefeiert wurde, fand nun das Vogelschießen statt. Geschossen wurde auf der Warolder Straße, und getanzt wurde auf den „Schülerplätzen, die darum später auch „Danzeplätze“ genannt wurden.
Die Burschenkompanie achtete anfangs sehr darauf, daß dieses Fest nur von den Burschen gestaltet und finanziert wurde. Nur die Burschenkompanie rückte uniformiert und mit eigener Kapelle aus, um den Vogel in die Marke zu tragen. Sie sorgte auch für die Getränke und kassierte das Schießgeld. Die Bevölkerung nahm an diesem Waldfest regen Anteil und wanderte an diesen Sonntagen in hellen Scharen zum Festplatz in die Marke.
Nach und nach lockerten sich diese strengen Bestimmungen. Schon in den 20er Jahren marschierte auch die Männerkompanie mit hinaus in die Marke, und manchmal wurde auch der Vogel an die Männer verkauft. Geschossen wurde in dieser Zeit mit den alten 71er Gewehren, Kaliber 12 mm, und Bleigeschossen. Lange Jahre hindurch pflegte Heinrich Rhode diese Gewehre, der auch in mühevoller Arbeit alle drei Jahre den Vogel schnitzte.
Diese Vögel waren rechte Meisterwerke, aus weichen Holzarten zusammengesetzt und meist sehr zäh. Jede Feder wurde herausgeschnitzt. Der Form nach entsprachen sie dem österreichischen Wappenadler mit zwei Köpfen und drei Kronen. Mit Musik wurden sie am Vorabend abgeholt und in einem Lokal von den Damen der Burschen mit kleinen Blumenkränzen geschmückt. Das Vogelschmücken war jedesmal ein schönes Fest.
Beim Schießen waren die Kronen, das Zepter und der Reichsapfel die begehrtesten Trophäen. Nur selten einmal wurde der ganze Vogel abgeschossen. Für diese fünf Hauptstücke waren Geldpreise ausgesetzt. Das Aufrichten der Vogelstange mit dem Adler war jedesmal eine schwere Arbeit, denn die Stange war sehr lang. Geschossen wurde auf etwa 60 m, hoch in die Luft. Um die Sicherheit war man damals wenig besorgt, und es ist auch nie etwas passiert.
Nach dem letzten Kriege wurde das anders. Das Vogelschießen wurde erstmals wieder 1953 als selbständiges Fest von der gesamten Schützengilde veranstaltet. Die Sicherheitsbestimmungen zwangen zum Bau eines Schießstandes. Erst seit 1976 kann wieder mit Hilfe eines großen Kugelfanges auf der Warolder Straße geschossen werden.
Zu diesem ersten Vogelschießen stiftete die Stadt Korbach einen Adlerschild mit der Umschrift:
Wer diesen Schild trägt unverdrossen, der hat den Vogel abgeschossen.
Auf der Rückseite sind seitdem die Namen aller Schützen eingraviert, die jeweils das größte Stück abschossen und damit „Vogelkönige“ wurden.

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