Vom Stein- zum Gildehaus
Auch nach über 600 Jahren ragt das gotische Steinhaus in der Violinenstraße noch immer stolz empor. Das Haus wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und ist ein Kleinod unserer schönen alten Stadt. Das Haus diente im Mittelalter als Präventivmaßnahme vor eventuellen Feuersbrünsten, denen bei der damaligen dichten Bebauungsweise nichts entgegengesetzt werden konnte.
Das Haus diente früher im oberen Bereich Lagerzwecken. Der im Erdgeschoss erhaltene friesische Kamin und weitere Merkmale weisen auf wohnliche Nutzung hin. Eine Besonderheit sind die sechsgeschossige Bauweise und die markanten Treppengiebel. Als weitere bauliche Rarität ist eine in die südöstliche Außenwandung eingebaute Treppe zu betrachten, die das Kellergeschoss mit dem Erdgeschoss verbindet. Auskragende Mauersteine auf der Giebelseite zur Violinenstraße deuten auf ein Brückengeschoss zu einem Nebengebäude in Richtung Stadtmauer hin.
Als Besitzer des Hauses werden zunächst die Grafen von Waldeck genannt. 1989 wurde das Interesse der Schützengilde ausgesprochen, dieses als Gildehaus nutzen zu können. Die städtischen Gremien stimmten diesem Anliegen zu. 2001 wurde ein Nutzungsvertrag zwischen der Stadt Korbach und der Schützengilde geschlossen.
Darin verpflichtete sich die Schützengilde, bei der Haussanierung eine Eigenleistung in Höhe von 40.000 Euro beizusteuern, die weit übertroffen wurde. Viele fleißige Hände und Spezialisten aus den Reihen der Schützengilde und der Stadt wurden tätig. So kann das Gebäude heute als Vereinssitz dienen, der sich für Trauungen über die Stadt mieten lässt und beim Freischießen im Juni und beim Altstadtkulturfest im Juli wieder seine Pforten öffnen wird.
Die Schützengilde und die Stadt Korbach bauten das gotische Steinhaus in der Violinenstraße für eine gemeinsame Nutzung aus. Am Samstag, 21. Mai 2005, stellte die Korbacher Schützengilde ihr neues Domizil der Öffentlichkeit in einer feierlichen Übernahme vor.
Alle Formationen der Schützengilde mit ihren über 1.000 Mitgliedern haben ihr festes Terrain: Im Obergeschoss sind die Kanoniere von St. Barbara und die historische Gruppe St. Regina. Darunter setzen Burschenkompanie, Pioniere und Nachtwächter ihre Zeichen. Im ersten Stock sind Gildevorstand, Männerjäger und die Frauenkompanie zu Hause. Der Raum im Untergeschoss steht auch der Stadt für Veranstaltungen zur Verfügung und im Gewölbekeller enden häufig die Führungen der Pulwerköppe.